Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe interessierte Leserinnen und Leser,
wir Schriftsteller:innen werden ja immer wieder gefragt, wie das so bei uns gelaufen ist, mit dem Veröffentlichen. Wie schafft man es zum Verlag? Was ist mit Selfpublishing? Uvm.
Nun, hier sind meine Antworten dazu. Ein kleiner Leitfaden, entstanden aus meinen Erfahrungen. Viel Spaß beim Lesen!
1. Mein Manuskript ist fertig - was nun?
Der Moment, der alle Autor:innen vor Ehrfurcht (oder Erleichterung?) erstarren (oder erschauern) lässt – du schreibst das Wort ENDE unter zigtausend Wörter deiner Geschichte. Dein Manuskript ist fertig, zumindest im First Draft, der Rohfassung. Bevor es ins Lektorat geht, bedarf es einer Überarbeitung, und dafür sollte man das Manuskript ruhen lassen. Eine Woche, einen Monat – so lange, wie du brauchst, dich gedanklich etwas davon zu entfernen.
Diese Zeit kannst du bestens nutzen, um darüber nachzudenken, wie es weitergehen soll. Bis 2011 hätten alle gesagt, man bewirbt das Manuskript bei verschiedenen Verlagen. Entweder wird man angenommen, oder die Geschichte verschwindet in einer dunklen Schublade und ward nie mehr gesehen. Das war einmal …
Heutzutage gibt es noch eine Möglichkeit, dein Buch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und damit sogar Geld zu verdienen. Das Selfpublishing.
Von Amazon eingeführt ist der Online-Riese aus den USA längst nicht mehr der einzige Anbieter, auch über Tolino, neobooks, epubli etc. kann man sein Buch seit ein paar Jahren an den Mann oder die Frau bringen.
Den Weg dafür hat das E-Book geebnet, das – man mag es kaum glauben – bereits 1988 in den Markt eingeführt wurde. Doch erst ab 2000 kam das Ganze langsam in Schwung. Und heute bietet sich uns ein vielfältiges Selfpublishing-Angebot, für E-Books und Taschenbücher. Dazu dann später mehr.
Die Publikumsverlage haben, wenn auch sehr spät, den Trend aufgegriffen und sogar eigene Ableger gegründet, die sich ausschließlich auf E-Books konzentrieren und ein Taschenbuch höchstens als Print on Demand anbieten. Auch darauf gehe ich später noch näher ein.
Es gilt also, alle verfügbaren Ressourcen genauestens unter die Lupe zu nehmen und für das eigene Projekt die passende Lösung zu finden.
2. Welche Möglichkeiten gibt es, sein Manuskript zu veröffentlichen?
Auch ich stand 2016 zum ersten Mal an genau diesem Punkt. Allerdings muss ich gleich ergänzen, dass ich da in einem Schreibkurs das erste Mal vom Selfpublishing gehört habe.
Dieser Kurs ging über mehrere Monate, und da ich solche Entscheidungen sehr systematisch angehe, habe ich mir einiges angelesen. Ich habe Ratgeber gewälzt, Fachliteratur gelesen, im Internet alles zu diesen Themen aufgesaugt und, und, und. Damals hatte ich noch keine Kolleg:innen, mit denen ich mich darüber austauschen konnte oder die bereitwillig darüber geplaudert haben, wie das alles läuft.
Zum Glück hat sich das längst geändert, und wir tauschen uns gerne aus und unterstützen uns, wo es nur geht. Auch diese Aktion ist ein Teil davon 😉
Nun aber zurück zum Thema. Es gibt zwei Wege, das eigene Buch auf die Leser:innen loszulassen. Oder sagen wir zweieinhalb, das ist nämlich ein Umweg, aber einer, der sich lohnen kann.
Verlag, Agentur und Selfpublishing.
Hier eine kleine Übersicht über die Themen, die euch erwarten.
Verlag
· Zusammenarbeit mit dem Verlag? Wie geht das?
· Was bietet ein Verlag?
· Rechte am Buch, wenn man zum Verlag geht
· Hilft ein Verlag bei der Sichtbarkeit?
· Versuche ich es selbst oder über eine Agentur?
Agentur
· Literatur Agenten - Informationen
· Wie finde ich die richtige Agentur?
· Konditionen und Vorteile / Nachteile bei der Zusammenarbeit mit einer Agentur
Selfpublishing
· Vorteile Verlag/ SP
· Lektorat, Korrektorat und Kosten im SP, holt man die wieder rein?
· Sichtbarkeit als SPler
· Buchformatierung im SP
· Verbreitungswege – welcher Distributor soll es sein?
a. Verlag
Schauen wir doch mal, wie die Zusammenarbeit mit einem Verlag so abläuft.
Ein/e Lektor/in prüft euer Manuskript und möchte es haben. Also bekommt ihr ein Standard-Vertragsangebot, das sich nur bei den Konditionen unterscheidet (vielleicht nicht einmal da). Abgesehen von der Laufzeit der Rechte am Buch wird dort festgehalten, in welcher Form das Manuskript verlegt wird, E-Book und/oder/ohne Taschenbuch. Dann die Tantiemen (in % vom Nettoerlös), die ihr jeweils dafür bekommt, entweder als „Flat“ oder in einer Staffelung nach Verkaufszahlen.
Ist dieser Vertrag unterschrieben, beginnt die Arbeit. Das Erscheinungsdatum ist bereits festgelegt, also gibt es einen straffen Zeitplan. Wenn das Lektorat durch ist, bekommt ihr das Manuskript zur Überarbeitung, mit Abgabefrist, denn danach geht das Lektorat noch einmal drüber und schickt die Version dann ins Korrektorat. Auch diese Version bekommt ihr mit Abgabefrist zurück. Danach seid ihr durch, aber bei manchen Verlagen gibt es noch eine dritte Runde, in der man noch einmal alles ganz genau durchliest und letzte Fehler behebt.
Parallel dazu bekommt ihr den Vorschlag für einen Titel (es ist selten, dass euer Arbeitstitel übernommen wird) und Coverentwürfe zur Auswahl, meistens zwei. Beides ist nach Marketing-Aspekten ausgesucht, also nach dem, was den Leser:innen aktuell gefällt. Wenn keines der Cover gut ist, dürft ihr das sagen, aber ihr solltet es begründen können. Für die Serie „Read! Sport! Love!“ von Piper Digital durften wir das Cover sogar aktiv mitgestalten und die Personen / die Sportart darauf auswählen. Der Titel ist bei mir zB im E-Mail-Brainstorming mit Piper entstanden 😊.
Dann ist irgendwann auch die letzte Deadline durch, die Veröffentlichung steht kurz bevor. Im Grunde war’s das. Natürlich ist ein regelmäßiger Austausch möglich, rund um das Buch oder zu zusätzlichen Aktionen. Scheut euch nicht, in Kontakt zu bleiben!
Tja, und einmal im Jahr kommt dann die Abrechnung, Verkaufszahlen könnt ihr evtl. schon vorher sehen, wenn der Verlag ein Autorenportal anbietet.
Bitte bedenkt auch, dass die Verlage heutzutage Social Media Aktivitäten von euch erwarten, schließlich seid ihr nah dran am Leser!
Was bietet euch ein Verlag?
Fangen wir mit dem Grundlegenden an. Zunächst ein gutes professionelles Lektorat – zumindest sollte es so sein. Aber als Leser:in fragt man sich auch schon mal, was da für Leute sitzen, wenn das Buch grobe Fehler enthält oder Rechtschreibung und Grammatik zu wünschen übriglassen. Ich habe sogar schon gehört, dass in manchen Publikumsverlagen nur noch schlechtbezahlte Studenten diesen Job machen, und bei einigen Büchern mag das sogar zutreffen 😉 Als Alternative zu einem hauseigenen Lektor wird dieser Bereich auch gerne an Freiberufler vergeben. Wobei zu betonen ist: Man kann diesen Job nicht in einer Ausbildung erlernen oder studieren! Und weder die eine noch die andere Alternative sind ein Garant für Qualität. Das hängt einfach vom jeweiligen Menschen, seinem Gefühl für Sprache, Plot etc. ab. Diese Kosten (dazu später mehr im Bereich Selfpublishing) übernimmt also der Verlag. Dann ist da das Cover, das von einem Grafik-Designer erstellt wird, intern oder extern, und auch hier verhält es sich mit der Qualität und den Kosten wie beim Lektorat. Der Nachteil hierbei: Als Autor:in muss ich mich mit dem abfinden, was ich vom Verlag (vorgesetzt) bekomme.
Die Erstellung des E-Books übernimmt der Verlag genauso wie den Satz des Taschenbuchs, sofern eines zur Debatte steht. Dann wird evtl. auch eine feste Auflage gedruckt und über die Vertreter in den Buchhandlungen angepriesen. Veröffentlicht man bei einem Imprint (kleiner Ableger des Hauptverlages, auf ein oder zwei Genre spezialisiert, eigentlich nur digitales Buch), ist ein Taschenbuch nicht unbedingt üblich und dann höchstwahrscheinlich nur als Print on Demand (Das Buch wird erst gedruckt, wenn es bestellt wird).
Außerdem verfügt ein Verlag über eine höhere Reichweite (Verbreitung), als man als Neuling über Social Media und Plattformen wie Amazon erreichen kann, bei Leser:innen und im Buchhandel. Und wenn man Glück hat – oder sich der Verlag etwas davon verspricht -, macht der Verlag auch ordentlich Marketing. Hinzu kommt, dass man als Verlagsautor:in ein ganz anderes Standing in der Öffentlichkeit hat, schließlich hat man es geschafft! Was alles dahinter abläuft, interessiert eigentlich niemanden – außer die Autor:innen selbst!
Ach ja, und die Käufer:innen im Buchladen sind ein anderes Klientel als die, die bei Amazon Kindle Unlimited nutzen. Aber auch dazu später mehr.
Für diese Investitionen sichert sich der Verlag für eine bestimmte Zeit (meistens zwischen drei und zehn Jahren) sämtliche Rechte am Buch und weiterführende Lizenzen. ZB für das Hörbuch, eine Verfilmung etc. (Will der Verlag lebenslange Rechte an eurem Buch, solltet ihr die Finger davon lassen bzw. verhandeln.) Nach dieser Laufzeit bekommt ihr die Rechte zurück.
Hilft ein Verlag bei der Sichtbarkeit?
Tja, das ist gar nicht mal so einfach zu beantworten. Fangen wir mit dem Taschenbuch an. Gutgehende Titel mit gefälligem Thema werden von Buchhandlungen gerne genommen – wenn sie von einem Verlag kommen. Selfpublisher:innen haftet noch das Manko der Unprofessionalität an, aber auch das ist ein Thema für später. Publikumsverlage verfügen über Vertreter:innen, die ihre Bücher bei den Buchhandlungen bewerben. Ob sie das auch für euer Buch tun, ist aber nicht garantiert, befürchte ich. Vermutlich kommt es da auch auf das Thema an und wie viel der Verlag sich von dem Buch verspricht. Auf jeden Fall ist das Taschenbuch überall erhältlich / bestellbar, online wie im Buchladen.
Für die Social Media-Kanäle der Verlage gilt vermutlich das gleiche. Ein bis zwei Nennungen vom Verlag, danach Aufgreifen und Teilen von Blogger- oder Leserbeiträgen, wenn der Verlag darauf aufmerksam gemacht wird (taggen). Oder eben mehr Marketing wie Autorenvorstellung, Buchvorstellung, Übernahme des Accounts durch den/die Autor/in etc. – wenn das Buch gut läuft oder sogar gehypt wird. Dahin zu kommen … tja, ganz ehrlich, keine Ahnung, nach welchen Kriterien das vom Verlag entschieden wird. Weiterführendes Marketing findet meist erst statt, wenn ein/e Autor/in bereits die Midlist verlassen hat und unter den Bestseller- und Topseller-Autoren weilt.
Generell kann man nicht einmal sagen, dass ein Verlag für absolute Neulinge ideal ist. Auch unter Selfpublisher:innen gibt es Senkrechtstarter, die es gleich in die Top Ten schaffen und eine große Fanbase aufbauen, man muss nur den Nerv der Zeit treffen.
Hinzu kommt ein Punkt, den meine Kollegin Jana angemerkt hat – der Verdienst!
Was bekomme ich eigentlich für mein Buch?
Beim E-Book haben sich durchschnittlich 25% eingebürgert, beim Taschenbuch 6%. Abweichungen sind natürlich immer möglich, aber das hier soll ja nur ein Beispiel sein.
Fangen wir mit dem E-Book an. Die 25% werden vom Netto-Verlagserlös errechnet, also Endkundenpreis – MwSt. (neu seit 2020: 7%) – Handelsrabatt/-provision (ca. 39%).
Von einem Endkundenpreis in Höhe von 3,99 € ergibt sich: 3,99 € - 0,26 € - 1,45 € (ca. 39%) = 2,28 € x 25% = 0,57 €.
Beim Taschenbuch wird nur die Mehrwertsteuer abgezogen: zB 13 € - 0,85 € = 12,15 € x 6 % = 0,73 €.
Zum Abschluss bleibt die Frage, ob man sich direkt bei Verlagen bewirbt, oder über eine Agentur. Die Bewerbungsunterlagen sind die gleichen, erst danach unterscheidet es sich. Verlage erhalten jeden Monat hunderte Manuskripte, da ist es gar nicht einfach, aufzufallen. Eine Agentur hat da ganz andere Möglichkeiten.
b. Literaturagenturen
Mein zweites Buch, „Rache ist Metal“ von Sontje Beermann, habe ich bei allen passenden Publikumsverlagen beworben, aber höchstens zwei oder drei Reaktionen erhalten – Absagen. Mit meinem ersten Inselroman wollte ich es besser machen und die Vorteile einer Literaturagentur nutzen:
1. Die Agenten haben einen direkten Draht zu den Lektoren der Publikumsverlage.
2. Die Lektoren nehmen gerne Empfehlungen von Agenturen, denn die haben die Manuskripte bereits vorab auf Verkäuflichkeit geprüft (Thema, Zielgruppe etc.).
3. Agenturen verhandeln besser, und wenn es nur ein Vorschuss ist, den es sonst nicht gibt. Schließlich wird bei Vertragsabschluss auch eine Provision für die Agentur fällig.
4. Agenturen sind ständiger Ansprechpartner für den/die Autor/in, auch in Sachen Überarbeitung, Themenwahl kommender Werke etc.
5. Bei Absagen erfährt man auch die Gründe, bei direkten Absagen eher nicht.
Ich habe mich für eine „kleinere“ Agentur entschieden, die sich auf Liebesgeschichten spezialisiert hat, und in der eine familiäre Atmosphäre herrschte, auch bei den Autor:innen untereinander. Wir haben uns immer während der Frankfurter Buchmesse zu einem Abendessen getroffen, während der Pandemie auch online.
Wie ihr die für euch richtige Agentur findet?
Als Erstes solltet ihr herausfinden, welche Agenturen in eurem Genre tätig sind. Viele Agenturen spezialisieren sich auf ein oder wenige Genres, oder haben spezialisierte Agenten. Eine hervorragende Quelle ist Autorenforum.de des Uschtrinverlages, dort gibt es Listen für jeden Bereich.
Im Anschluss habe ich mir sämtliche Homepages angesehen, Kontakt- und Hintergrundinformationen notiert, Informationen zur Einreichung von Manuskripten etc. Diese habe ich für mich in eine Rangfolge gebracht, also welche ich zuerst anschreiben wollte. Da spielte auch das Bauchgefühl hinein. Es gibt Seiten, die sind so neutral und fast nichtssagend, dass ich das auch in der Zusammenarbeit befürchtete, die wanderten nach unten. Die Agenturen, von denen ich mir am meisten versprochen habe, wanderten nach oben. Unter anderem stand da meine Agentur, kleiner und auf Liebesgeschichten spezialisiert. Und da hat es von Anfang an gefunkt. Es ging zügig, der Kontakt war sofort sympathisch und die Konditionen stimmten auch. Zwei Monate später bekam ich ein weiteres Agenturangebot, aber da habe ich dann dankend abgelehnt 😉
Meine Wahl habe ich bis Mitte 2022 nicht bereut, ich fühlte mich mit meiner Agentur pudelwohl und bestens aufgehoben. Nicht nur wegen der aufgeführten Punkte, vor allem habe ich den Austausch sehr geschätzt. Ich habe viel darüber erfahren, wie die Verlage ticken, welche Themen sie suchen – und dass ein Verlagsvertrag noch kein Garant dafür ist, dass sich ein Buch super verkauft.
Überhaupt ist es wie bei beruflichen Bewerbungsgesprächen – das eigene Bauchgefühl muss stimmen, sonst bringt es nichts! Besonders bezüglich der …
Konditionen und Vorteile / Nachteile
Die Konditionen sind bei fast allen Agenturen gleich, vermute ich. Für ihre Arbeit erhält die Agentur eine Provision, zwischen 20 und 30% des Autorenhonorars plus Umsatzsteuer. Alles darüber ist unseriös! Dafür haben nur sie das Recht, das Buch zu vermitteln, genauso wie eventuelle Folgeverwertungen (Hörbuch, Film, etc.). Wichtig ist, dass das nur projekteweise gilt, dass also ihr entscheidet, welches Buch ihr der Agentur zur Vermittlung überlasst. Bitte beachtet, dass ihr das Buch nicht parallel selbst noch bewerben dürft / solltet (was ja kontraproduktiv wäre). Da ist es dann wie bei Verträgen in der Zeitarbeit, zwischen Verleiher und Entleiher, es wird dann trotzdem eine Provision fällig, weil der Verlag euch schon über die Agentur kennengelernt hat.
Außerdem sollte keine Vorabzahlung verlangt werden, auch das ist nicht seriös.
Die Vertragsverhandlungen mit Verlagen laufen dann über die Agentur, genauso wie die jährliche Abrechnung.
Womit wir schon bei den Vor- und Nachteilen wären. Hier mal eine Liste der wichtigsten Vorteile, wenn man sein Manuskript über Agenturen beim Verlag bewirbt:
- direkter Draht zu Lektor:innen der Publikumsverlage, dadurch bevorzugte Behandlung / Annahme eines Manuskripts und ein anderes Standing
- bessere Verhandlungsbasis für die Buchverträge inkl. Vorschuss, auch bei Wechsel zu anderem Verlag o.ä.
- versierter Partner an deiner Seite, besonders was Verträge und Kommunikation mit den Verlagen angeht (auch mehr Informationen)
- du sparst enorm viel Zeit und Aufwand, was die Bewerbungen angeht
- du hast einen ständigen Ansprechpartner, der sich in der Branche auskennt und auch mit dir am Manuskript arbeitet, dich bei der zukünftigen Themenwahl berät usw. (Meine Agentur hat mir nach Vorlage eines Exposés auch gesagt, ob es verlagstauglich ist, oder ob ich die Geschichte lieber im Selfpublishing veröffentliche.)
Nachteile? Vermutlich gibt nur einen einzigen, die Provision. Ich persönlich habe das kein bisschen als Nachteil empfunden, schon gar nicht, als ich hauptberuflich noch im Brotjob gearbeitet habe. Bei meiner Agentur passte das Preis-Leistungs-Verhältnis auf jeden Fall!
c. Selfpublishing
Nun kommen wir zum, finde ich, wichtigsten Bereich. Wir grasen sämtlich Punkte ab, wo das Veröffentlichen im Verlag sich vom Selfpublishing unterscheidet.
Zunächst einmal die Auflistung der Nachteile im Selfpublishing:
- Lektorat, Korrektorat und Cover müssen vom Selfpublisher selbst bezahlt werden
- bei Cover, Titel und Klappentext muss der Autor selbst versuchen, das Beste rauszuholen (kann aber auch von Vorteil sein)
- dass das Buch von Selfpublisher:innen im Buchladen steht, ist noch die große Ausnahme, denn noch wollen viele Händler die Professionalität der meisten Selfpublisher:innen nicht (an-)erkennen
- nur man selbst ist verantwortlich bzw. zuständig für das Marketing, man muss mehrere Jobs gleichzeitig übernehmen (Marketing, Vertrieb etc), und das bedeutet viel Arbeit und Zeitaufwand
- als Selfpublisher:in trägt man das finanzielle Risiko komplett selbst
- auch wenn es sich gerade wendet – es gibt Leser:innen, die ausschließlich Verlagsbücher lesen (Qualitätsgründe, wie beim Buchhandel)
- man muss selbst sämtliche Deadlines organisieren und einhalten, Termine bei Lektoren etc. frühzeitig buchen
Vorteile
- als Selfpublisher:in ist man viel näher dran an den Leser:innen und bevorzugten Themen
- man ist flexibler in der Arbeit, denn es dauert nicht mehrere Monate bis zu 1,5 Jahren, bis das eigene Buch erscheint
- man hat direkten Zugriff auf seine Verkaufszahlen, und die Abrechnung erfolgt spätestens zwei Monate später, monatlich
- mehr Selbstbestimmung bei Cover, Titel etc. Wichtig: Die Chemie zwischen dem Autor und dem Coverdesigner muss stimmen!
Bestimmt gibt es hierzu noch ein paar Ergänzungen 😉
Schauen wir uns mal die Kosten an, die man im Selfpublishing selbst zu tragen hat.
Als Erstes kommt das Lektorat. Die Preise liegen bei freiberuflichen Lektoren meistens zwischen 3 und 5 Euro pro Normseite, aber nach oben gibt es natürlich kaum Grenzen.
Um sich den Umfang mal vorzustellen – eine Normseite entspricht grob einer Taschenbuchseite. Bei 300 Seiten wären das Kosten zwischen 900 und 1500 €. Schon mal eine ordentliche Hausnummer, oder? Für ein Korrektorat kommen noch einmal die gleichen Kosten dazu, also mindestens 900 €. Dann ist das Cover dran – als Premade ab zB 80 € zu haben, bei Auftragsarbeiten variiert das stark, ist aber auf jeden Fall teurer. Da kommt es eben darauf an, wer es macht (die Preise der Stars in der Szene sind natürlich höher), und ob auch ein Taschenbuchcover erstellt werden soll. (Dafür kämen evtl. noch Kosten für den Buchsatz dazu, doch dazu später mehr.)
Rechnen wir einfach mit 200 €. Macht also mindestens 2000 €. Rechnen wir ein bisschen Werbematerial und Werbung hinzu, kommen wenigstens 200 € dazu. Nach oben hin sind natürlich keine Grenzen gesetzt.
So, 2.200 € Kosten (von „Arbeitslohn“ etc. mal ganz zu schweigen), die man nun mit Buchverkäufen reinholen muss. Bei einem Startpreis von 0,99 € (bei Amazon in einigen Genres schon fast ein Muss) wären das bei Amazon 6.667 E-Books (2.200 € / 0,33 € Tantiemen). Zur Orientierung – um in die Top 100 des Kindle Shops zu kommen, muss man mind. 300 E-Books a 0,99 € pro Tag verkaufen.
Verlangt man gleich 2,99 €, wären das geschätzte 1,95 € Tantiemen und somit 1.129 E-Books, die verkauft werden müssen. Schon eine ziemliche Hausnummer, oder? Aber das sind erst die Kosten, noch kein Gewinn! War euch das so bewusst?
Hier stelle ich mal dagegen, was das beim Verlag ausmacht: Verkaufe ich 1.000 E-Books für 3,99 €, verdiene ich 2.550 € und muss 2.200 € Kosten abziehen - bleiben 350 € Gewinn. Verkaufe ich 1.000 E-Books über den Verlag, habe ich 570 € Gewinn (ihr erinnert euch an die Beispielrechnung?). Bei jeweils 2.000 Stück verdiene ich im SP 2.900 €, beim Verlag 1.140 €.
Verkäufe kann man allerdings nur generieren, wenn man als Selfpublisher:in auch sichtbar ist! Das heißt, man sollte sich frühzeitig auf den Social Media Kanälen vorstellen, aktiv sein, vorab Blogger:innen bezüglich einer Zusammenarbeit kontaktieren. Abgesehen von Facebook und Instagram ist auch eine eigene Homepage wichtig, die ist nämlich professionell, zeitlos und die Beiträge rücken nicht immer weiter nach unten, in die Vergessenheit. Man kann unzählige Marketing-Aktionen durchführen, aber DIE erfolgreiche Aktion für jede/n Autor/in gibt es nicht, das haben viele Kolleginnen und ich schon festgestellt. Und das ist ein abendfüllendes Thema, das wir hier mal ausklammern.
Als Amazon das Selfpublishing 2011 in Deutschland einführte, haben das erst einmal nur wenige ausprobiert, die Konkurrenz war gering. Autor:innen wie Poppy J. Anderson waren unter den Ersten, und wo sie heute stehen, wissen wir ja. Für alle, die seitdem dazugestoßen sind, wird es mit jedem Jahr schwieriger. Die Konkurrenz wächst, denn immer mehr Autoren streben auf den Buchmarkt. Und das Schlimme dabei ist, dass auch einiges qualitativ Schlechte dabei ist. Egal, ob es sich nun verkauft oder nicht, schon die hohe Anzahl reduziert die Sichtbarkeit jedes einzelnen Buches. So gesehen kämpft man mit jedem neuen Buch um Sichtbarkeit, egal ob Verlag oder Selfpublishing. Und wir alle investieren viel Zeit und Mühe.
Einen Trost gibt es, mit jedem neuen Buch wird man sichtbarer, und auch durch ein paar marketingwirksame Aktionen (Messe, Lesung, Wettbewerb etc). Aber es ist und bleibt hart. Das sollte einem von Anfang an bewusst sein!
Dann ist da noch das Thema Buchsatz
Es mag vielen nicht bewusst sein, aber es kommt auch auf die Lesbarkeit eines Textes an, besonders in gedruckten Büchern. Es gibt Dinge, die den Lesefluss hemmen, die sperrig und störend sein können. Formatierungen, Absätze, wörtliche Rede uvm. Um das zu harmonisieren, gibt es Buchsetzer (falls man kein Händchen oder Programm dafür hat oder das auf jeden Fall in professionelle Hände geben will). Die Kosten variieren ebenfalls zwischen 3 und 5 € pro Normseite, macht also noch einmal einen ziemlich großen Batzen Kosten, um ein Hardcover oder Taschenbuch zu veröffentlichen. Natürlich gibt es Distributoren, die Word-Vorlagen oder Ähnliches anbieten, beim Ergebnis muss man dann schauen und abwägen.
Bei Sachbüchern sieht es schon etwas anders aus, da wäre es nicht verkehrt, den Buchsatz an einen professionellen Dienstleister abzugeben, der bereits Erfahrung hat und weiß, welche Layouts sich gut machen und auch gut verkaufen.
Zum Abschluss beleuchten wir das Thema Distributor
Veröffentlicht ihr ein E-Book, werdet ihr um Amazon nicht herumkommen. Es ist nun mal die größte Plattform, und außer dem Verkauf könnt ihr eure Romane auch exklusiv zu Kindle Select anmelden, d.h. die Abonnenten können euer Buch kostenlos über Kindle Unlimited lesen, und ihr bekommt dafür eine Vergütung pro gelesener Seite, aktuell unter 0,03 Cent. Dann dürfen eure E-Books aber nicht in anderen Shops erhältlich sein!
An Platz 2 hat sich Tolino Media etabliert, damit beliefert ihr direkt die größten Onlineshops wie Thalia, Hugendubel, E-Book.de, Weltbild, Mayersche etc. Bei Tolino gibt es ein etwas anderes Abo-System, für das man sich mit seinem Buch bewerben kann. Außerdem kann man das E-Book der Onleihe zum Kauf anbieten, der Online-Plattform der städtischen Bibliotheken. Und die Bücher können für die Lese-App Skoobe freigegeben werden, auch damit kann etwas verdient werden, aber die Berechnungen sind mir noch ein Rätsel.
Als Nächstes gibt es diverse Distributoren, die auch die anderen Onlineshops beliefern, dafür aber natürlich auch einen gewissen Prozentsatz verlangen: Bookrix (nur E-Books), Neobooks (Taschenbücher über epubli, und Lese-App readfy), epubli (beides), Tredition (Taschenbücher), BoD (beides) um nur mal die Wichtigsten zu nennen. Bei denen können Amazon und/oder Tolino dann ausgeklammert werden. Man kann sich natürlich auch dafür entscheiden, die größeren Shops (Google, Apple, Kobo) selbst zu beliefern, aber das bedeutet auch zusätzlichen Aufwand.
Die diversen Anbieter unterscheiden sich nur in Details (Vertragslaufzeiten, Kosten, Qualität, evtl. Marketing-Unterstützung etc.), und ich empfehle euch, jeden Anbieter mal unter die Lupe zu nehmen. Es kommt auf eure persönlichen Ansprüche und Umstände an. Und manchmal hilft nur ausprobieren 😉 Ich biete alle meine Bücher bei Amazon und über Tolino an, dort seit 2022 auch die Taschenbücher, und bin damit sehr zufrieden.
Alle Anbieter, die Taschenbücher anbieten, listen das Buch wenigstens bei einem der drei Barsortimentler (Libri, Zeitfracht, KNV), von denen die Bauchhandlungen ihre Exemplare beziehen. Achtung – Amazon arbeitet nicht mit dem Zwischenbuchhandel, KDP-Bücher können nicht im Buchladen bestellt werden!
Bitte beachtet: Wenn ihr das E-Book nur bei Amazon veröffentlicht, müsst ihr selbst je ein Pflichtexemplar bei der Deutschen Nationalbibliothek und bei der Landesbibliothek (abhängig vom Wohnort) einliefern. Die anderen Distributoren bieten es zu 99% mit an.
Eine hervorragende Unterstützung bei allem, was das Selfpublishing angeht, findet ihr unter www.selfpublisherbibel.de , und es ist auch nicht verkehrt, Mitglied im Selfpublisher-Verband zu werden (www.selfpublisher-verband.de ). Der hat schon einiges erreicht, um unsere Bücher zu etablieren, und der Austausch mit den Kollegen ist Gold wert!
3. Ehrliche Bewertung in Hinsicht auf die VÖ-Möglichkeiten vornehmen
Das Veröffentlichen von Büchern ist aber ein weites und umfassendes Feld. Und ich kann nur raten, sich ausgiebig mit allen Punkten zu beschäftigen. Man sollte nicht mit falschen Vorstellungen an die Sache herangehen.
Vielleicht legt ihr mit eurem Debütroman einen Bestseller hin – aber zu 99% eher nicht.
Vielleicht schlägt eure Idee bombig ein und verschafft euch einen Verlagsvertrag – trotzdem kann das Projekt bei den Lesern „verhungern“.
Es gibt ein paar erfolgreiche Autor:innen, die nicht viel Marketing / Social Media betreiben – alle anderen müssen Aufmerksamkeit erregen.
Von Hans-Peter Roentgen gibt es viele gute Ratgeber, und einer davon heißt „Schreiben ist nichts für Feiglinge: Buchmarkt für Anfänger“. Das kann ich auf jeden Fall nur empfehlen! Dieses Werk bietet viele wertvolle Tipps, besonders wenn es darum geht, das eigene Manuskript ehrlich zu bewerten. Egal ob Verlag oder Selfpublishing, man bekommt einen Einblick, wie die Buchbranche tickt.
Auch lohnt es sich, die Fachzeitschriften „Federwelt“ und „der Selfpublisher“ (im Mitgliedsbeitrag des SP-Verbandes enthalten!) zu abonnieren und zu lesen.
Ein ganz wichtiger Punkt sind Testleser:innen, bei jedem einzelnen Manuskript, nicht nur beim ersten. Diese sollten eine gewisse Distanz zu euch und dem Text haben (Freunde und Familie bewerten leider nicht neutral, meistens) und euer Werk nicht nur im Ganzen, sondern in Details bewerten. Ehrlich, konstruktiv, bei Negativem inkl. Verbesserungsvorschlägen.
Außerdem sollten die Testleser:innen auch ein gewisses Spektrum abdecken. Vom Alter, den Interessen, Geschlecht etc. Und es sollten mehr als zwei sein, am besten ab fünf bis zehn! Bei Faceboook gibt es zum Beispiel eine eigene Gruppe dafür, „Testleser gesucht“. Dort tummeln sich interessierte Leser:innen, Blogger:innen, andere Autor:innen und Lektor:innen. Keine Angst, das ist unentgeltlich, aber zumindest sollte man ihnen am Ende eine Version des fertigen Buches zukommen lassen, als Dankeschön.
Auf jeden Fall helfen die Reaktionen bei der Bewertung seines Werkes. Vielleicht gibt es noch einiges zu verbessern, bevor man es auf die Leserschaft loslässt.
Denkt dran, auch Romane aus dem Selfpublishing sollten Qualität mitbringen! Seid nicht so naiv zu denken, ihr braucht das alles nicht!
Widmen wir uns noch ein wenig dem Buchmarkt.
Das Genre eures Manuskripts sollte klar sein, also schaut euch die Top 100 des Amazon Kindle Shops und bei anderen Online-Shops an. Dort könnt ihr nicht nur sehen, welche Themen gerade angesagt sind, sondern auch, was davon im Selfpublishing und was beim Verlag erschienen ist. Am besten macht ihr das nicht nur zu einem einzigen Zeitpunkt, sondern über einige Wochen hinweg. Na, eigentlich sollte man das ständig im Auge behalten, wenn man regelmäßig veröffentlichen will.
Wenn ihr also seht, dass euer oder ein ähnliches Thema nicht von Verlagen herausgebracht wird, stehen die Chancen eher schlecht, dass euer Manuskript es in deren Programm schafft. Wenn sich sogar herausstellt, dass euer Roman absolut und ganz weit weg vom Mainstream liegt, solltet ihr euch genau überlegen, ob es sich in der aktuellen Form überhaupt lohnt, die ganzen Kosten vorzustrecken, um es selbst zu veröffentlichen. Wenn nicht, könnt ihr euch immer noch überlegen, das Manuskript zu überarbeiten und näher an den Mainstream zu bringen.
Dafür sind aber noch ein paar spezifische „Auswertungen“ nötig.
a. Zielgruppenanalyse
Jetzt geht es ans Eingemachte, und wir fangen auch direkt mit einem Punkt an, den ihr sowohl für den Verlag als auch für euch selbst im Augen haben müsst – die Zielgruppe!
Für wen schreibt ihr? Wie sieht der/die Leser/in aus, der/die zu eurem Buch greift? Und warum liest er/sie es?
Zur Entspannung? Weil er/sie mitreißende Emotionen erleben will? Das ist nicht einfach, ich weiß!
Könnt ihr euch noch an „Fifty Shades“ erinnern? Der wurde inoffiziell als Mommy-Porn bezeichnet – also als Porno für junge Mütter. Gelesen haben es junge Erwachsene bis hin zu Rentner:innen.
Man sollte auch nicht dem Irrglauben erliegen, dass nur Jugendliche und junge Erwachsene New Adult Romance lesen. Es gibt so viele Leseri:nnen ab 40, die diese emotionalen und dramatischen Geschichten lesen, weil sie noch einmal das Gefühl der ersten großen Liebe nachempfinden wollen. Genauso gut könnte es sein, dass denen das „unreife Gehabe“ und „überdramatische Auf und Ab“ auf die Nerven geht.
Aber das sind halt die Ausnahmen.
Für ein Verlagsexposé sollte man diese Kategorisierung aber vornehmen können. Schon im Vorfeld, damit man sein Manuskript auch beim richtigen Verlag bewirbt. Nichts ist Schlimmer, als wenn man einen klassischen Frauenroman an einen Fantasy-Verlag schickt und sich dann wundert, dass man eine Absage bekommt. Hier sind gute Vorarbeit und Professionalität gefragt, Zielgruppe und Verlag müssen zusammenpassen.
UND – auch bei den verschiedenen Kundengruppen gibt es Unterschiede.
b. Die persönlichen Ziele
Habt ihr euch schon Gedanken über eure persönlichen Ziele im Zusammenhang mit eurem Manuskript gemacht?
Möchtet ihr einfach nur eure Bücher schreiben und mit Social Media sowie Marketing nichts am Hut haben?
Wollt ihr als Autor zu einer Marke werden und regelmäßig Bücher verkaufen?
Oder wollt ihr sogar vom Schreiben leben können und es professionell angehen?
Möchtet ihr die „Binge-Reader“ erreichen, die jedes Buch eines Untergenres für 0,99 € oder über Kindle Unlimited verschlingen? Oder doch lieber die Leser:innen, die klassisch zu ihrem Lieblingsbuchladen gehen und sich ein Print kaufen / bestellen? (Übrigens gibt es auch Leser, die sich das E-Book im Buchladen auf den Reader laden lassen 😉)
Nach diesen Kriterien solltet ihr euch darüber klarwerden, wie viel Arbeit noch außerhalb des Schreibens auf euch zukommt. Wollt ihr Lesungen geben? Auf Messen stehen?
Schon als Teenager war es mein großer Traum, hauptberuflich Schriftstellerin zu sein. Aber mir war auch bewusst, dass es ein sehr langer Weg bis dahin ist, als ich 2016 als Sontje Beermann mein Debüt veröffentlicht habe. Schließlich musste es mein Angestelltengehalt ersetzen und mehr.
Deshalb bin ich das Projekt mit jedem Roman professioneller angegangen. Ich biete Lesungen / Signierstunden etc. an, stelle auf Messen aus, investiere Zeit in Social Media und plane meine jährlichen Veröffentlichungen. Nicht nur, um regelmäßig etwas Neues auf den Markt zu bringen (bei Liebesromanen werden wenigstens 2 – 3 Veröffentlichungen pro Jahr empfohlen, im Selfpublishing), sondern auch, weil zB ein Zeitfenster beim Lektorat gebucht und noch ein Cover erstellt werden muss.
Also, macht euch Gedanken, offen, ehrlich, analytisch. Als Autor seid ihr Unternehmer (normal als Freiberufler 😉). Der Laden muss laufen, es wäre kontraproduktiv, alles schleifen zu lassen!
c. Fazit
Ich denke, uns ist nun allen bewusst, dass das Veröffentlichen von Romanen kein Zuckerschlecken ist. Es bedeutet viel Arbeit und eine unternehmerische Herangehensweise, neben dem Schreiben. Das Autorenleben erfordert nicht nur Kreativität, sondern genauso einiges an Disziplin, Durchhaltevermögen und Herzblut. Egal, ob ihr euch für einen Verlag, das Selfpublishing oder beides entscheidet.
Ob ihr euch für das eine oder andere entscheidet, hängt von verschiedenen Faktoren ab und sollte für jedes neue Manuskript überdacht werden. Vielleicht gefällt es euch als Verlagsautor:in so gut, dass euch das reicht. Ein bis zwei Bücher pro Jahr, kein Stress mit dem ganzen Drumherum, passt.
Oder ihr fühlt euch so wohl als Unternehmer:in und Selfpublisher:in, dass ihr euch voll reinhängt und gar nichts anderes mehr möchtet.
Es kann aber auch sein, dass ihr beides machen, also als Hybrid-Autor:in agieren wollt. Weil eure Manuskripte so unterschiedlich sind wie das Verlagsangebot und die Leserschaft.
Ihr müsst euren eigenen Weg finden, euch vielleicht auch ausprobieren. Tauscht euch mit anderen Autor:innen über deren Erfahrungen aus, doch lasst euch davon nicht beeinflussen oder entmutigen!
Jedes Buch, jede/r Autor/in und jeder Verlag sind anders. Was bei dem einen funktioniert, fruchtet bei dem anderen noch lange nicht. Als Autor:in gibt es kein Generalpatent.
4. Meine Entscheidungen
Zum Abschluss möchte ich euch von meinen persönlichen Erfahrungen erzählen. Vielleicht ist das ja für den einen oder die andere interessant.
Ich schreibe seit Teenagerzeiten, habe damals drei Genres ausprobiert und musste feststellen, dass die Liebe mein Thema ist. In der Zeit von Ausbildung über Vollzeitstudium bis hin zu Berufserfahrung sammeln und Familiengründung plätscherte es nur dahin. Doch vor ein paar Jahren kochte die alte Leidenschaft wieder hoch, wurde sogar stärker. Also beschloss ich 2015, in 2016 einen Kreativschreibkurs zu besuchen. Ich wollte meinen Traum vom Autorendasein wahr werden lassen, meine Bücher im Buchladen stehen sehen. In dem Kurs hörte ich dann das erste Mal vom Selfpublishing, auch wenn die Kursleiterin (Lektorin) es eher als Fluch ansah, schließlich konnte dabei doch nichts Vernünftiges rauskommen, oder?
Zu der Zeit hatte ich einen fast fertigen Roman. Ich schrieb ihn zu Ende, bemühte ein paar Testleser und veröffentlichte „Herzschlingern“ dann im Selfpublishing, im September 2016.
Das ging ziemlich in die Hose, denn damals wusste ich noch nichts vom Buchmarkt, Social Media und Sichtbarkeit. Mich kannte keiner! Und niemand 😉.
Also begann ich, Ratgeber zu lesen. Marketing zu betreiben, mich auf Facebook „vorzustellen“. Mit meinem zweiten Roman, „Rache ist Metal“ sollte es besser laufen. Mir ging es aber wie vielen anderen, das Thema kam beim Verlag nicht gut an.
Ich veröffentlichte die „Metal Romance“ 2017 im Selfpublishing und als Nächstes ein vorweihnachtliches Episoden-Buch auf dem gleichen Weg, „Glühwein, Kuss und Currywurst.“
Gleichzeitig ging ich ein neues Verlagsprojekt an, und zwar mit System. Im Sommerurlaub plottete ich einen Inselroman, überarbeitete die Ideen mehrfach und begann im Herbst mit dem Schreiben. Während meiner Kur auf Juist.
Und ich recherchierte Agenturen. Schon bei den Bewerbungen von „Rache ist Metal“ war mir aufgefallen, wie aufwendig die Bewerbungen bei Verlagen sind. Und da ich neben Brotjob (Vollzeit) auch noch Familie etc. habe, entschied ich mich, die Vorteile einer Agentur zu nutzen – und dafür auch gerne Provision zu zahlen. Außerdem stand für mich von Anfang an fest: wenn Verlag, dann einer von den großen, kein kleiner. (Und ein paar Entwicklungen, die ich seitdem als Zuschauer mitbekommen habe, haben mich immer wieder in dieser Entscheidung bestärkt.)
Warum? Weil ein Kleinverlag weniger bietet als ein Publikumsverlag. Und dann ist es nicht mehr weit bis zum Selfpublishing, bei dem ich mehr Kontrolle / Selbstbestimmung habe und besser verdienen kann. Meiner Meinung nach kann man sich diesen Weg sparen, aber das muss jeder für sich selbst bewerten. Man sollte sich nur auf keinen Fall davon blenden lassen, dass da ein Verlag auf dem Cover steht.
Nach der Veröffentlichung von „Stairway’s Love – Revanche“ (SP) war es dann im April / Mai 2018 endlich soweit. Das Manuskript war fertig (inkl. Rückmeldung von Testleser:innen), Exposé etc. erstellt. Nun wählte ich die ersten sechs Agenturen aus, denen ich mein Manuskript anbot. Zwei Wochen später verschickte ich alles an die nächsten sechs. Und siehe da, innerhalb weniger Stunden forderte eine Agentur das gesamte Manuskript an. So muss das!, dachte ich und war total euphorisch. Eine Woche später telefonierte ich mit der Agentin. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge, Ansichten und Ziele passten zusammen. Kurz darauf unterschrieb ich den Vertrag. Es ging in die erste Überarbeitung, dann wurde das Manuskript bei den Verlagen beworben.
Zu Beginn gab es leider einige Absagen. „Zu still für unser Programm“, hieß es. Oder „Nicht sexy genug.“ Also wurde der Verlagskreis erweitert, und siehe da, es gab Angebote. Die hat die Agentur geprüft, gegen einander abgewogen und sich mit mir besprochen. Ergebnis: „Meeresrauschen im Herzen“, Forever by Ullstein, erschienen im März / Mai 2019.
Wow, was für ein Gefühl, was für ein Abenteuer! Der erste Verlagstitel!
Ich war auch zum ersten Mal auf der Leipziger Buchmesse, und als Autorin beim „Meet & Greet“ von Forever. Es passierte so viel!
Aber nicht, dass ihr meint, ich hätte mich darauf ausgeruht! 😉
Parallel habe ich in 2018 noch eine Metal Romance im SP veröffentlicht, einen weiteren Verlagsroman und ein Herzensprojekt begonnen, die Reihe rund um meine „Angels & Demons“. Hierzu habe ich Rücksprache mit der Agentur gehalten, die mir bereits zur Frankfurter Buchmesse empfahl, es lieber selbst rauszubringen, weil das Thema Rockstar Romance bei den Verlagen nicht mehr gefragt sei. Trotzdem bat ich darum, beim Verlag nachzufragen – gleiche Antwort. Eben nicht mehr angesagt und vom Metal-Thema her kein Mainstream. Aber ließ ich mich davon entmutigen? Nein! Warum auch? 😉
Dann hat mich Ende September 2018 das Schicksal erwischt, oder besser gesagt, mein Körper hat die Bremse gezogen. Treppensturz, Bänderriss, an die Couch gefesselt (waren am Ende über 3 Monate). Die Zeit nutzte ich nicht nur, um Band 2 und 3 der „Rockstars `n` Kisses“-Reihe zu schreiben, sondern auch, um das zweite Verlagsmanuskript zu beenden. Und an einem Schreibwettbewerb bei Piper teilzunehmen. Und ein Experiment zu starten – erotische Liebesromane unter Pseudonym, inkl. vorheriger Einführung über Social Media. Die Geburt von "Katie McLane".
Ergebnis: „Beat of Love“ ist als Band 6 der Reihe „Read! Sport! Love!“ bei Piper Digital erschienen, im Februar 2020. Ach ja, und „Die kleine Pension Dünenblick“ im Januar 2020 bei Forever.
Und im Selfpublishing läuft es besser als je zuvor.
Insgesamt habe ich jetzt (Januar 2023) 30 Romane auf allen Kanälen veröffentlicht, in knapp 6,5 Jahren. Hammer, oder?
Aber ich bleibe nicht stehen, ich entwickele mich weiter, mit jedem neuen Manuskript.
Weswegen die Agentur und ich uns vor einem Jahr getrennt haben. 2021 hat ihr Engagement stark nachgelassen und ich hatte keine Lust mehr auf einige Details von Verlagsveröffentlichungen.
Inzwischen bin ich hauptberufliche Schriftstellerin, als Selfpublisherin, und megaglücklich damit.
Wie ich weiter oben aufgeführt habe, ist man vor allem bei einer Vollzeittätigkeit gleichzeitig Unternehmerin und muss auch mal unpopuläre Entscheidungen treffen. ZB meine Ressourcen optimal auszuschöpfen und deshalb nichts mehr als Sontje Beermann zu veröffentlichen. Ich kann in einem Kalenderjahr nur eine begrenzte Anzahl von Romanen schreiben, und die müssen sich dann entsprechend verkaufen. Ein oder zwei Romane, die unter den Zahlen bleiben, sind da leider absolut unwirtschaftlich.
Außerdem bin ich aus Sontje rausgewachsen - denn so, wie ich als Katie McLane schreibe, schreibe ich eben am liebsten. Und der Erfolg gibt mir recht.
Tja, das war meine Geschichte. Ich hoffe, meine Ausführungen haben ein wenig Licht ins Dunkel gebracht und euch gezeigt, was alles zu tun und zu entscheiden ist. Wie viel dahintersteckt.
Ich hoffe aber auch, dass ich niemanden damit entmutigt habe. Ich finde nämlich, dass es sich auf jeden Fall lohnt, den Weg der Veröffentlichung zu gehen. Man muss das nur durchdacht in Angriff nehmen.
Gerne könnt ihr mich hierzu anschreiben, ich freue mich auf jeglichen Austausch!
Alles Liebe, eure Katie 💋